Montag, 13. Juni 2016

Rezension zu „Emily und das Meer“

Emily und das Meer
Eine Perle unter den Bilderbüchern – Emily auf der Suche nach demjenigen, der das Meer geklaut hat.

(sl). Emily ist ein aufgewecktes Mädchen mit langen roten Haaren, Stupsnase und einem rot-gemusterten Kleidchen im Patchworkstil. Sie ist scheinbar das erste Mal am Meer, denn als sie über die Düne blickt, ist das Meer verschwunden. „Wer hat das Meer geklaut?“, ruft sie erstaunt aus – und macht sich sogleich auf die Suche, diese Frage zu beantworten.

Andrea Reitmeyer ist mit „Emily und das Meer“ ein bezauberndes Bilderbuch gelungen, das einer Frage nachgeht, die sich jedes Kind und sicher auch so mancher Erwachsener schon gestellt hat. Wie Ebbe und Flut funktionieren, wird in diesem Bilderbuch so einfallsreich wie simpel erklärt, und man wird das sicher so schnell nicht mehr vergessen.

Emily fragt zuerst die Möwen, wo das Meer hin ist. Aber denen ist das egal. Im Gegenteil, sie sind sogar froh, dass das Meer weg ist, damit sie an die leckeren Wattwürmer kommen. Also fragt Emily als nächstes die Robben. Die sagen, dass das Meer bald wieder kommt – und vielleicht habe ja auch einer den Stöpsel gezogen. Doch Emily ist schlau genug um zu wissen, dass es am Meeresboden sicher keinen Stöpsel gibt. Die Qualle, die vom Meer vergessen wurde und hofft, dass es bald wieder zurückkommt, ist der Meinung, dass die Fischer das Meer eingefangen haben. Und die kleine Krabbe, die Emily auf dem Dünensteg trifft, ist felsenfest davon überzeugt, dass das Meer von den Walen getrunken wurde, weil doch so viel in ihre Mäuler passt. Aber auch das findet Emily, wie schon die Antworten zuvor, unglaubwürdig.

Schließlich trifft Emily einen alten Seemann, der auf einem Leuchtturm wohnt (warum ist es dann eigentlich nicht der Leuchtturmwärter?). Der sagt Emily, dass der Mond das Meer geklaut hat. Und das ist nun wirklich die albernste Geschichte von allen, findet Emily und macht sich kurz entschlossen auf, das Meer eben selbst zu suchen. So läuft sie einfach in die Richtung, in der das Meer sein müsste, weg vom Strand, immer weiter raus – und plötzlich ist es da: das Meer. Doch das Meer steigt ganz schnell und Emily gerät in Not…

Wie die Geschichte ausgeht, soll hier natürlich nicht verraten werden. Aber keine Sorge, Emily wird nicht ertrinken. Andrea Reitmeyer hat nicht nur den Text zu „Emily und das Meer“ geschrieben, sondern die originelle Geschichte auch illustriert. Und ihre Illustrationen sind wunderbar! Die meisten gehen über beide Bilderbuchseiten, zwei der Bilder sind im Hochformat – wie sonst soll man auch einen Leuchtturm in einem querformatigen Bilderbuch unterbringen. Auf den Bildern steckt viel Liebe zum Detail: Da döst eine Möwe auf dem Bauch einer Robbe, die Fischer angeln mit Eimern und Gießkannen an Bindfäden, und der Mond, der Dieb, trägt eine Gangster-Augenbinde. Ganz am Ende des Bilderbuches befindet sich eine Mond-Ebbe-Flut-Uhr, die man ausschneiden und zusammenbasteln kann, um dann durch Drehen immer zu wissen, zu welchen Zeiten Ebbe und Flut entstehen.

„Emily und das Meer“ ist ein bezauberndes Bilderbuch für alle, die das Meer lieben, deren Kinder an den Küsten aufwachsen, und die mit ihrer Familie Urlaub an der See machen! Und für mich persönlich eine der schönsten Bilderbuch-Neuerscheinung der vergangenen Jahre.

© Steffani Lehmann von Literaturtipp.com


Andrea Reitmeyer
Emily und das Meer
Jumbo Verlag, Hamburg
ISBN 978-3-8337-2882-2
1. Auflage 2012, 56 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Hardcover gebunden, Format 30,2 x 20,8 cm.
Preis: € 14,99 (D)



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