Dienstag, 19. November 2013

Rezension zu „Alte hessische Weihnachtsgeschichten“ von Heinz-Lothar Worm (Hrsg.)

Alte hessische Weihnachtsgeschichten
Elf Weihnachtsgeschichten aus vergangenen Tagen

(tos). „Ostern ist traurig, wenn du dich ihm versagst, Pfingsten wundert sich, wenn es dich nicht zu Gesicht bekommt. Aber Weihnachten sieht nicht so gelassen zu, es eilt dir nach, es holt dich ein.“ So umschreibt Hermann Oeser die besondere Atmosphäre in der Weihnachtszeit. Er ist einer von sieben Schriftstellern, die Herausgeber Heinz-Lothar Worm in seinem Buch „Alte hessische Weihnachtsgeschichten“ versammelt hat.

Es ist eine längst vergangene Zeit, in die der Leser in den elf Geschichten eintauchen kann. Eine Zeit, in der es Schulräte gab, man Eichenlohe verkauft hat, und in der die Witwe noch Witfrau hieß. Eine Zeit, in der das Weihnachtsfest noch nicht vom Konsum beherrscht wurde. So sind es Zufälle und Begegnungen der besonderen Art, auch über die gesellschaftlichen Schichten hinweg, die in den elf hessischen Geschichten zur Sprache kommen. Angst vor der Sprache muss man nicht haben: Die Geschichten sind zwar aus Hessen, aber keineswegs im hessischen Dialekt geschrieben.

Das Christkind gibt den Menschen Unterricht in dem, was sie am schwersten lernen, die Liebe“ – so fasst Hermann Oeser seine Weihnachtsgeschichte „Weihnachten holt dich ein“ zusammen. Und dies könnte auch die Überschrift aller abgedruckten Weihnachtsgeschichten sein: Egal, ob es das unerwartete Enkelkind ist, das plötzlich auftaucht, oder der adlige Graf, der mithilfe eines kleinen Mädchens das Christkind wiederfindet. Weihnachten holt auch den Künstler wieder ein, der Angst hatte, dass er seine Bilder zu teuer verkauft habe, oder auch beim späten Geständnis einer Brandstiftung.

Für unsere Augen und Ohren sind solche Geschichten oft kitschig oder zu holzhammerhaft religiös. Dies trifft sicherlich auch auf einige der abgedruckten Texte zu, haben sie doch oft den Charakter von Kalendergeschichten, deren Ende allzu offensichtlich ist. Was fehlt ist auch ein Vorwort, in dem die Auswahl begründet wird. Nichtsdestotrotz sind aber doch einige Perlen in dem Band „Alte hessische Weihnachtsgeschichten“ vorhanden und nicht zuletzt sind es die einfachen Menschen, die hier ihre Weihnachtsfreude teilen. Auch das ist lesenswert.

© Thomas Sülzle von Literaturtipp.com


Heinz-Lothar Worm (Hrsg.)
Alte hessische Weihnachtsgeschichten
Brunnen Verlag, Gießen
ISBN 978-3-7655-4076-9
3. Auflage, 160 Seiten, Taschenbuch, Format 12 x 18,6 cm.
Preis: € 8,95 (D) / € 9,20 (A) / sFr 13,50




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